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Die Schweizer Zentralbank greift um CS und der Aktienkurs erholt sich


Nach Kurssturz Die Notenbank eilt zur Rettung der Credit Suisse: Ist das Schlimmste schon überstanden?

Die Schweizer Zentralbank stützt die Credit Suisse, beim Aktienkurs des Großgeldhauses setzte umgehend Erholung ein. War die Krise doch nicht so dramatisch? Und ist sie nun ausgestanden? Die wichtigsten Antworten.

Nun also hat sich die Credit Suisse helfen lassen. Hat sich eingestanden, dass sie alleine nicht mehr aus dem Schlamassel herausfindet, in dem sie seit Tagen steckt. Die Zürcher Großbank hat am Donnerstag nach der Rettungsleine gegriffen, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB), also die Zentralbank, geworfen hat: Die Credit Suisse will sich bei der Nationalbank bis zu 50 Milliarden Franken leihen – es handelt sich um das erste Stützungspaket für eine Großbank seit der Finanzkrise. 

Wieso eilte die Zentralbank zur Rettung der Credit Suisse? Und wieso steigt der Aktienkurs der Credit Suisse nun wieder? Droht nun doch keine globale Finanzkrise mehr? Welche Parallelen gibt es zur US-amerikanischen Silicon Valley Bank, die erst vor wenigen Tagen untergegangen ist? Die WirtschaftsWoche beantwortet die wichtigsten Fragen zur Krise der Schweizer Großbank.

Warum ist die Krise der Credit Suisse so gefährlich?

VIDEO: Das Ende der Credit Suisse – Von Verantwortung, Schuld und Wut | DOK | SRF
SRF Dok

Bei der Credit Suisse handelt es sich um eine der größten Banken der Welt. Sie darf nicht in die Pleite rutschen, ist „too big to fail“, andernfalls könnten auch weitere Geldhäuser ins Wanken geraten – mit der Folge, dass eine globale Finanzkrise drohen würde.

Wieso bedroht die Credit-Suisse-Krise auch andere Banken?

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NZZ Erklärt

Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste lautet: Die Banken leihen sich untereinander Geld; wenn Institute wegen einer Pleite der Credit Suisse Geld verlieren sollten, können sie womöglich ihren Kunden kein Geld mehr leihen oder wollen dies auch nicht mehr – mit der Folge, dass einigen Kunden früher oder später das Geld ausgeht, sie in die Insolvenz rutschen könnten. Der zweite Grund: Ein Untergang der Credit Suisse könnte auch deren Kunden Verluste bescheren. Diese sind aber oftmals auch Kunden anderer Banken und könnten ihre Kredite  bei diesen Banken dann womöglich nicht mehr bedienen, wenn sie Verluste wegen der Credit Suisse erleiden. 

Wie gravierend ist die Krise der Credit Suisse?

VIDEO: Credit Suisse in der Krise: Schweizer Nationalbank hilft | WDR aktuell
WDR aktuell

Sie ist schwerwiegend. Andernfalls hätte die Großbank nicht angekündigt, sich bis zu 50 Milliarden Franken bei der Schweizerischen Nationalbank zu leihen. 

Warum die Credit Suisse nicht wie die Lehman-Pleite ist

VIDEO: Suisse Secrets: Schmutziges Geld | Doku & Reportage | NDR Doku
NDR Doku

Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman jagte Schockwellen durch das globale Finanzsystem. Banken mussten Milliardenverluste verkraften, das Vertrauen innerhalb der Branche erodierte. Die Institute liehen sich untereinander kein Geld mehr. Viele Geldhäuser wurden mit Steuermilliarden vor dem Kollaps gerettet. Die jetzt zusammengebrochene Silicon Valley Bank (SVB) ist für das weltweite Finanzsystem aber deutlich weniger bedeutend als es Lehman war. Dennoch könnten bereits geschwächte Kreditinstitute durch den Druck steigender Zinsen und fallender Marktwerte das Vertrauen der Kunden verlieren.

Um die Branche krisenfester zu machen, müssen Banken inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen Verluste abpuffern können. Die EZB überwacht die großen Institute im Euroraum zentral. Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Darin waren zuletzt rund 66 Milliarden Euro.

Die SVB hatte sich als Nischenbank mit rund 8500 Angestellten auf die Finanzierung von Startup-Unternehmen spezialisiert. Sie wurde 1983 gegründet. Die CS gibt es seit 1856, sie hat rund 50.000 Mitarbeiter und deckt das ganze Spektrum ab: Einlagen- und Kreditgeschäft, Investmentbank, Fondsgeschäfte und Vermögensverwaltung. Ende 2022 verwaltete sie fast 1,3 Billionen Franken (1,32 Billionen Euro) Vermögen.

In Deutschland sind im Fall einer Bankenpleite pro Kunde Spareinlagen bis zu 100.000 Euro gesetzlich geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute hierzulande Kundengelder freiwillig ab – in der Regel weit über das gesetzliche Maß hinaus. Für private Banken greift beispielsweise der Einlagensicherungsfonds des Bundesverband deutscher Banken. Nach seinen Angaben sind derzeit in der Regel je Kunde mindestens 750.000 Euro Einlage pro Bank geschützt. Bei vielen Instituten liegen die Sicherungsgrenzen noch höher. Vergleichbare Regelungen gibt es bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Infolge der Zinswende in den USA und im Euroraum kam es zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Abschreibungen auf Wertpapierbestände in Bank-Bilanzen sind die Folge. Zum Problem wird dies vor allem, wenn Banken die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Dazu sah sich die SVB gezwungen, um Anlegern höhere Zinsen zu bieten, damit sie ihre Gelder nicht abziehen. Die SVB machte dadurch jüngst 1,8 Milliarden Dollar Verlust.

Wieso braucht die Credit Suisse die 50 Milliarden?

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Die Credit Suisse erklärte zwar, es handele sich um eine rein „präventive Stärkung“ ihrer Reserven. Aber der Schluss liegt nahe, dass die Bank die Milliarden benötigt oder benötigen könnte, um ihre Kunden auszubezahlen. Womöglich haben diese in den vergangenen Tagen und Stunden begonnen, sehr schnell sehr viel Geld von ihren Konten abzuziehen. Experten bezeichnen eine solche Situation als Bank-Run. 

Wieso ist ein Bank-Run für ein Geldhaus so gefährlich?

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Aktien mit Kopf

Geldhäusern droht bei einem Bank-Run rasch der Untergang, weil sie nie allen Kunden auf einmal ihre Einlagen ausbezahlen können. Geldhäuser wie die Credit Suisse können kurzfristig stets nur über einen Teil der Kundeneinlagen verfügen. Diesen Teil haben sie etwa auf Konten bei ihrer jeweiligen Zentralbank geparkt. Der Großteil der Einlagen ist jedoch langfristig gebunden. Die Banken verleihen diese Guthaben als Kredite an andere Kunden weiter; diese Darlehen kann keine Bank einfach so kündigen. Zudem investieren sie einen Teil der Kundeneinlagen auch in hoch sichere Anleihen. Normalerweise können Banken diese Anleihen einfach verkaufen und die so erzielten Einnahmen an ihre Kunden weiterreichen. Das Problem ist nur, dass viele selbst sichere Anleihen jüngst Kursverluste verzeichnet haben, die Credit Suisse also bei einem Verkauf womöglich Verluste machen würde. Sie hätte dann wohl nicht genügend Geld, um alle Kunden auszubezahlen. Schon die Silicon Valley Bank ist untergegangen, weil ein Bank-Run einsetzte, sie Anleihen zwangsverkaufen musste, Verluste gemacht hat – und sie deshalb nicht alle Kunden auszahlen konnte. 

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Der Grund für die Kursverluste der Anleihen: Sie weisen oftmals nur die niedrigeren Zinsen auf, die bis zu den Zinserhöhungen der Notenbanken in den vergangenen Monaten üblich waren. Doch inzwischen erhalten Investoren bei neuen Anleihen höhere Zinsen, welche die Anleihen in den Beständen der Banken unattraktiver machen.

Lässt sich eine neue Finanzkrise noch abwenden?

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Das lässt sich zur Stunde nicht sagen. Entscheidend ist, ob Investoren und Kunden ein Alarmzeichen darin sehen, dass sich die Credit Suisse 50 Milliarden Franken borgen will. Wundern sie sich, dass die Großbank auf einen Schlag so viel Geld braucht, wenn ihre Lage, wie das Credit-Suisse-Management behauptet, doch gar nicht dramatisch ist? Dann könnten sie noch mehr Gelder von der Bank abziehen. 

Oder fühlen sie sich nun sicherer, weil die Milliarden der Zentralbank einer Überlebensgarantie der Credit Suisse gleichkommen? Dann könnten sie aufhören, Gelder von der Bank abzuziehen. Zumindest am Donnerstagmittag spricht viel dafür, dass die Investoren der zweiten Interpretation zuneigen. Die Aktie notiert mittlerweile mehr als zwanzig Prozent im Plus. 

Bankenkrisen

Der Zinsschock

von Melanie Bergermann, Malte Fischer, Julian Heißler, Matthias Hohensee, Michael Kroker, Theresa Rauffmann, Anton Riedl, Dieter Schnaas, Hendrik Varnholt, Sascha Zastiral, Lukas Zdrzalek

Wie ist es zur Krise der Credit Suisse gekommen?

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Aktien mit Kopf

Der Aktienkurs der Credit Suisse war am Mittwoch abgestürzt, sank zweitweise um mehr als 30 Prozent – einen so grauenhaften Börsentag dürfte die Schweizer Großbank wohl noch nie erlebt haben. Die Folge: Ein neues gravierendes Börsen- und Bankenbeben. Auch die Aktien anderer Geldhäuser stürzten ebenso ab wie der deutsche Leitindex Dax.

Für Banken sind Kursstürze von bis zu 30 Prozent dramatisch: Diese können zu einem Bank-Run führen, der in den vergangenen Tagen womöglich eingesetzt haben könnte. Bei anderen Unternehmen, etwa aus der Industrie, hat ein plötzlicher Kurssturz dagegen nicht so dramatische Folgen, weil sie über keine Kundeneinlagen verfügen.

Schneller schlau: EU-Einlagensicherung

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Die Regeln der Einlagensicherung sind in der Europäischen Union gleich: Bis zu 100.000 Euro pro Sparer und Bank sind gesetzlich geschützt, auch in Deutschland – in Spezialfällen noch mehr.

Bei Gemeinschaftskonten von Ehepartnern werden 200.000 Euro abgesichert. Der Schutz erstreckt sich auf Einlagen von Privatpersonen, Personen- und Kapitalgesellschaften.

Darüber hinaus gibt es freiwillige Schutzsysteme der Geldindustrie, die größere Summen garantieren sollen – in Deutschland je einen Fonds der Privatbanken und der öffentlichen Banken.

Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben „institutsbezogene Sicherungssysteme“. Dahinter steht ein Treueschwur: Sollte eine Bank in Schieflage geraten, wird sie von den anderen stabilisiert.

Das EU-Regelwerk ist einheitlich – die Qualität der Einlagensicherung schwankt. Kunden ausländischer Banken sollten die Bonität des Geldinstitutes und seines Heimatlandes im Blick haben. In Deutschland operierende Auslandsbanken unterliegen je nach Organisationsform der deutschen oder einer ausländischen Einlagensicherung.

Wieso können Kursstürze einen Bank-Run auslösen?

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Ein stark fallender Aktienkurs symbolisiert, dass die Aktionäre das Vertrauen in eine Bank verlieren. Und wenn ausgerechnet die Eigner schon nicht mehr an die Bank glauben, können auch rasch die Kunden das Vertrauen verlieren und Gelder abziehen. 

Wieso ist es zum Kurssturz der Credit Suisse-Aktie gekommen?

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finanz.reuber

Das Drama um die seit Langem angeschlagenen Credit Suisse nahm Ende vergangener Woche seinen Lauf. Die Credit Suisse musste die Veröffentlichung ihres Jahresabschlusses verschieben, weil die US-amerikanische Finanzaufsicht SEC Nachfragen dazu stellte. Am Dienstag musste die Bank dann einräumen, sie habe „wesentliche Mängel“ in ihren Finanzberichten gefunden. Eine solche Aussage würde das Vertrauen in jedes Unternehmen zerstören, aber insbesondere in eine Bank. Schließlich leben sie davon, dass insbesondere die Kunden ihnen vertrauen, die andernfalls ihre Einlagen abziehen.

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Mit dem Eingeständnis, Mängel in den Berichten gefunden zu haben, hat ein Kurssturz eingesetzt, der sich am Mittwoch zum Börsenbeben ausgeweitet hat. Die Anleger interpretierten offenbar eine Aussage des saudi-arabischen Großinvestors der Credit Suisse als Misstrauensvotum. Ein Vertreter des Investors, bei dem es sich um die Saudi National Bank handelt, hatte gegenüber einem Reporter erklärt, er werde aus vielen Gründen „auf keinen Fall“ weiteres Kapital in die Bank investieren. 

Zwar nannte der Vertreter einen eigentlich nachvollziehbaren Grund dafür, nicht noch stärker bei der Bank zu investieren. Die Saudis müssten sich dann nämlich, führte der Manager aus, noch mehr Regeln unterwerfen, die für Investoren gelten. Aber die Sätze verunsicherten die Investoren weiter, die wegen der Mängel in den Berichten und der Silicon Valley Bank ohnehin nervös waren. Denn: „Der Manager hätte sich auch anders äußern können“, meint Jan Pieter Krahnen, emeritierter Finanzprofessor an der Frankfurter Goethe-Universität. Der Investoren-Vertreter hätte etwa versichern können, alles dafür zu tun, frisches Kapital aufzutreiben, falls die Credit Suisse dieses benötigt.

Wieso ist die Credit Suisse schon lange angeschlagen?

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Hamsterrad-Aussteiger

Die Bank war in mehrere Großskandale verwickelt, etwa in die Pleite des Hedgefonds Archegos und den Untergang des Finanzimperiums Greensill. In der Folge hat sie heftige Verluste eingefahren. Allein im vergangenen Jahr belief sich das Defizit auf umgerechnet mehr als sieben Milliarden Euro.

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Author: Regina Pena

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