Stand: 03.05.2023
Viele Lebewesen auf der Erde kommunizieren, aber nur der Mensch verständigt sich mit einem logischen System von Lauten und Begriffen, der Sprache. Aktuell gibt es auf der Welt rund 7.000 aktiv gesprochene Sprachen. Sie prägen die kulturelle Identität und vermitteln Gemeinschaft. Manche Sprachen sind kompliziert, andere logisch - und alle klingen spannend für fremde Ohren. Lasst uns über Sprache sprechen!
Evolution der Sprache: Wann der Mensch zu sprechen begann
Svante Pääbo, Direktor des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, mit der Rekonstruktion eines Neandertaler-Schädels.
Darüber, wann die Menschen zu sprechen begannen, streiten sich die Gelehrten. Das ist kein Wunder, denn Sprache ist ein flüchtiges Medium. Sie hinterlässt kaum sichtbare Spuren und ist deshalb nur sehr schwer zu erforschen. Trotzdem suchen unter anderem Forscher verschiedener Max-Planck-Institute nach Spuren aus Linguistik, Genetik, Paläontologie und Archäologie, um den Ursprung menschlicher Sprache zu ergründen. Sie fanden Hinweise darauf, dass Sprechfähigkeit und die moderne Sprache, wie wir sie kennen, mindestens bis zum letzten gemeinsamen Vorfahren von Neandertaler und modernem Menschen (Homo Sapiens) vor etwa 500.000 Jahren zurückreicht und in einem allmählichen Prozess der Koevolution von Kultur und Genen entstanden ist.
Der Homo heidelbergensis, der mutmaßliche Vorfahre des Homo Sapiens und des Neandertalers, verfügte vor rund 500.000 Jahren bereits über die anatomischen Voraussetzungen, einerseits Laute zu hören, aber vor allem diese mit Hilfe des Kehlkopfs und des Zungenbeins zu bilden. Das Sprachzentrum im Gehirn ist hingegen wesentlich älter: "Vor zwei Millionen Jahren sieht man, dass die Sprachzentren "Broca" und "Wernicke" beginnen sich auszubilden", sagt der Paläobiologie Friedemann Schrek vom Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main. Aufgrund von Innenausgüssen des Gehirns unserer Vorfahren kennen Forschende zwar nicht die Funktion, können aber die Ausstülpungen dieser Hirnregionen schon zu diesem sehr frühen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte nachweisen.
Als sicher gilt, dass Sprache nicht infolge einer einzelnen, plötzlich aufgetretenen Veränderung im Erbgut des Menschen auftauchte, sondern über einen sehr langen Zeitraum hinweg entstanden ist. Trotzdem sind sich Forschende einig, dass das als „Sprach-Gen“ identifizierte Gen FOXP2, welches bereits beim Neandertaler das gleiche Protein kodierte wie beim modernen Menschen, ebenfalls eine Rolle spielt.Am Ende sind es eben eine ganze Reihe von Faktoren, genetischer wie kultureller Art, die die einzigartige Sprachfähigkeit des Menschen beeinflussten. Die Wissenschaft wird die Frage nach dem Ursprung menschlicher Sprache noch lange beschäftigen.
Anschauen: Sprachwunder Mensch
Plappermaul: Warum Menschen sprechen können (Tiere aber nicht)
Wer wissen will, warum Menschen sprechen können, andere Lebewesen aber nicht, muss klären, was wir überhaupt unter menschlicher Sprache verstehen. Denn Sprechen ist mehr als reiner Informationsaustausch. So sind beispielsweise auch Menschenaffen und Hunde dazu in der Lage, Symbolbilder oder einen akustischen Laut mit Gegenständen oder Verhaltensweisen in Verbindung zu bringen. Ein gut erzogener Hund versteht, was sein Besitzer will, wenn er "Platz" sagt: Er legt sich brav hin. Der Vierbeiner ist aber nicht in der Lage, Laute nach bestimmten Regeln einer "Grammatik" zu verknüpfen. "Menschen sind die einzigen Lebewesen, die Sprachelemente, einzelne Phrasen logisch kombinieren können. Das kann kein Tier“, sagt Angela D. Friederici vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften.
Sprachverständnis: Ein gut erzogener Hund legt sich brav hin, wenn sein Besitzer "Platz" sagt. Logische Phrasen kombinieren kann er aber nicht.
Menschenaffen kommunizieren hingegen nachweislich mit Mimik, Händen und Füßen, sind aber auch in der Lage, gezielt bestimmte Laute zu formen. Ihr Sprechapparat zwischen Lippen und Kehlkopf unterscheidet sich - anders als lange von der Wissenschaft angenommen - nur unwesentlich von denen des Menschen. Forschende an der Universität Wien wiesen nach, dass Affen problemlos fünf verschiedene Vokale und eine ganze Reihe von Konsonanten erzeugen können. Darüber hinaus zeigten britische Wissenschaftler, dass Orang-Utans neue Laute lernen und dabei auch den Ton und die Tonhöhe ihrer Stimme kontrollieren.
Die Tatsache, dass Affen keine Sprache entwickelten, liegt also nicht an mangelnden anatomischen Möglichkeiten, sondern vielmehr an der fehlenden Verschaltung relevanter Bereiche des Gehirns. Angela D. Friederici konnte beweisen, dass die Fasciculus Arcuatus genannte Hirnstruktur beim Menschen entscheidend für das Sprechvermögen ist. "Diese bogenförmige Faserverbindung verbindet beim Menschen das Broca-Areal, das vor allem für die Grammatik zuständig ist, mit dem Wernicke-Areal, das die Bedeutung von Wörtern verarbeitet. Beide Regionen können über diese Faserverbindung miteinander Informationen austauschen", sagt die Neuropsychologin. Bei Affen ist der Fasciculus Arcuatus nur in Ansätzen vorhanden, der Mensch verfügt hingegen von Geburt an über eine im Hirn angelegte Sprachfähigkeit. Um den Fasciculus Arcuatus und damit Sprache aber tatsächlich auszubilden, müsse das bestimmte Regelsystem einer jeden Sprache jedoch erlernt werden, erklärt Friederici.
Sprachbilder: Welchen Einfluss Sprache auf unser Denken hat
Baby Talk: Wie kleine Menschen sprechen lernen
Von Geburt an Muttersprachler: Laut einer Studie ahmen Babys beim Schreien die Sprache ihrer Umgebung nach.
Ma-ma! Pa-pa! Die ersten Laute, die Babys im Alter von etwa vier oder fünf Monaten von sich geben, klingen zwar schon nach Worten, sind aber erst einmal nichts anderes als Nachahmung. Wie Intonation und Melodie einer Sprache klingt, hat der Fötus nämlich bereits im Bauch der Mutter gehört und sich eingeprägt. Nach der Geburt imitiert das Neugeborene zunächst das Gehörte beim Schreien. Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich bereits in den ersten Tagen die "Schreimelodie" französischer und deutscher Säuglinge deutlich unterscheidet. Babys schreien sozusagen in ihrer jeweiligen Muttersprache.
Nach ein paar Monaten beginnt dann die sogenannte Lallphase. Der Säugling experimentiert mit seiner Zunge, mit Stimme und Atmung, wenn er brabbelt, quietscht oder gurrt. Vom Brabbeln zum Artikulieren erster Worte bis zum Formulieren ganzer Sätze, kurz: zum Erlernen von Sprache, ist es aber ein weiter Weg, auf dem jedes Kind eine geistige Höchstleistung vollbringt. Manche Babys sprechen bereits mit acht Monaten erste Wörter, andere Kinder erst mit zwei oder drei Jahren. Wie genau die Kleinen gehörte Sprache verarbeiten, ist bislang noch wenig erforscht. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut (MPI) für Psycholinguistik untersuchen das mit einer ganze Reihe von Methoden: neurowissenschaftliche Ansätze, Computermodelle, Verhaltensexperimente und detaillierte Untersuchungen alltäglicher Unterhaltungen. Dabei zeigt sich, dass Babys sehr früh ein Bewusstsein für Sprache entwickeln, lange bevor sie selbst zu sprechen beginnen.
Beispielsweise steigt die Aufmerksamkeit von Säuglingen deutlich, wenn sie häufig genutzte Begriffe in einem Satz hören. "Babys können in wenigen Minuten aus gesprochenen Sätzen komplexe statistische Muster extrahieren. Wir können das Gleiche mit Affen trainieren, aber es braucht hunderte Versuche, ehe ihnen das gelingt", sagt MPI-Forscherin Caroline Rowland. Für Kleinkinder, die die Sprache neu lernen müssen, bestehe die Herausforderung später darin, in diesem Fluss aus Silben Begriffe zu erkennen. Unterschiedliche Betonungen, Sprechpausen und Sprachmelodie, Gesten und Blicke machen die menschliche Sprache dabei zu einem unendlich komplizierten Gebilde. Wie Kinder sich beim Spracherwerb darin zurechtfinden ist eine vielschichtige Frage, die noch lange nicht komplett beantwortet ist.
Kinderleicht? Schon Babys lernen Grammatik
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kinder schon im Alter von sechs Monaten über Gedächtnismechanismen verfügen, die für das Lernen von Grammatik relevant sind."
Angela D. Friederici, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Sprachkritik: Der Streit um gendergerechte Sprache
Sprachwunder: Warum gibt es verschiedene Sprachen?
Auf der Je t'aime-Mauer im Pariser Viertel Montmartre findet sich 311-mal der Satz "Ich liebe dich" in 250 Sprachen und Dialekten.
Rund 7.000 verschiedene Sprachen werden derzeit von den etwa acht Milliarden Menschen rund um den Globus gesprochen - dazu eine riesige Zahl von Dialekten. Sprachwissenschaftler zählen dabei grundsätzlich nur lebende Sprachen, also sprachen, die im täglichen Leben verwendet werden. Dokumentiert werden diese Sprachen in digitalen Datenbanken. Als eines der größten Sprachenverzeichnisse weltweit dient Ethnologue. An dem Sprachenkatalog arbeiten hunderte Sprachwissenschaftler weltweit, die hier verzeichnen, wie Sprachen verwendet werden, wer sie verwendet, wo und zu welchem Zweck. Da Sprachen dynamisch sind, verändert sich die Zahl der gesprochenen Sprachen ständig, zumal es mitunter schwierig ist, Dialekte und eigenständige Sprachen zu unterscheiden. Zugleich gibt es eine Fülle von Sprachen, die nicht geschrieben werden. Sie werden durch mündliche Traditionen, Geschichten, Lieder, Poesie und Rituale übermittelt.
Wie sich die unzähligen Sprachen im Laufe der Jahrtausende um den Globus verbreiteten konnten, ist nach wie vor nicht endgültig geklärt. Unzählige Sprachentstehungstheorien wurde im Laufe der Jahrhunderte aufgestellt und auch wieder verworfen. Sicher ist: Weder hat Gott die Erbauer des Turms zu Babel verwirrt, sodass "keiner des andern Sprache verstehe" und die Völker daraufhin in alle Welt versprengte, wie im Alte Testament zu lesen, noch konnte die eine "Ursprache" gefunden werden, auf der all unsere Sprachen beruhen. Vielmehr gehen moderne Sprachforscher heute davon aus, dass sich Sprache in einem komplexen Zusammenspiel aus äußeren Einflüssen wie sozialer und geistiger Anpassung, neuronaler Entwicklung, aber auch Klima und Ökosystem herausbildete. So gibt es beispielsweise einen starken Zusammenhang zwischen sprachlicher Vielfalt und Biodiversität. Dort, wo es die meisten Arten von Pflanzen und Tieren gibt, werden die meisten Sprachen gesprochen.
Anschauen: Die Macht der Kommunikation
Sprachverwirrung: Die Vielfalt der Sprache verstehen
Der oberfränkische Dialekt wird unter anderem um Kronach, Kulmbach, Hof und Bayreuth gesprochen und gehört dem oberdeutschen Sprachraum an.
Sprachfamilie und Sprachebenen, Amtssprache und Dialekt - seid ihr auch schon ganz verwirrt? Wir erklären die wichtigsten Begriffe im Sprachen-Wirrwarr:
- Sprachfamilie: die Sprachen einer Sprachfamilie haben nachweislich eine gemeinsame Herkunft. Beispielsweise leiten sich alle romanischen Sprachen aus dem Lateinischen ab. Latein gehört wiederum zur indogermanischen (auch indoeuropäisch genannten) Sprachfamilie, zu der auch Deutsch gehört. Die indogermanischen Sprachen bilden mit etwa drei Milliarden Muttersprachlern die sprecherreichste Sprachfamilie der Welt.
- Amtssprache: Jene Sprache(n), in der die Regierung eines Landes oder Staates mit allen staatlichen Stellen und den Bürgern kommuniziert, bezeichnet die Amtssprache(n). Dies können durchaus gleichzeitig mehrere Sprachen sein. In Deutschland ist die Amtssprache Deutsch. Daneben gibt es hier gesetzlich verankerten Regional- und Minderheitensprachen (Niederdeutsch, Dänisch, Friesisch, Romanes, Sorbisch).
- Dialekt und Akzent: Der Dialekt (auch Mundart genannt), so definiert die Pons-Wörterbuch-Redaktion, ist "eine kulturell anerkannte, gesprochene Variation der Standardsprache, die eine eigene Aussprache, eigenes Vokabular und eine eigene Grammatik mit einschließt." Ein Akzent bezieht sich hingegen nur auf Merkmale der Aussprache einer Sprache. So kann man beispielsweise in bayerischem Dialekt mit einem Münchner Akzent sprechen.
- Sprachebenen: Auf welcher Sprachebene zwei Menschen miteinander sprechen, hängt unter anderem davon ab, in welchem Verhältnis sie zueinanderstehen und in welcher Umgebung sie sprechen. So werden Wortwahl und Ausdrucksweise zum Beispiel davon geprägt, ob man sich einer Gruppe zugehörig fühlt. Dementsprechend werden Begriffe etwa als Ausdruck einer regionalen Zugehörigkeit (Dialekt) oder einer bestimmten Altersgruppe (Jugendsprache) gewählt. Menschen benutzen darüber hinaus Umgangssprache, um im privaten Rahmen zu kommunizieren, während sie als Standardsprache eher das Hochdeutsche nutzen, um sich öffentlich oder auch schriftlich auszudrücken. Schließlich existiert noch die gehobene Sprache, die mit vielen Fremd- oder Fachbegriffen zum Beispiel in Verträgen, Briefen oder in der Literatur verwendet wird.
Weltsprachen: Mit diesen Sprachen kommst du überall klar
Seit die Briten im 19. Jahrhundert ein Großteil der Welt, darunter Nordamerika, China, Indien und Teile Afrikas sowie Australien und Neuseeland für die britische Krone kolonialisierten, stieg Englisch zur Weltsprache auf. Heute ist Englisch nicht nur die meistgesprochene Sprache der Welt, sondern vor allem die führende Sprache der Geschäftswelt, der Diplomatie und der Wissenschaft. Auf Platz zwei und drei liegen Amtssprachen der bevölkerungsreichsten Länder der Erde: China und Indien.
Fremdsprachen: Welche Sprachen leicht zu lernen sind
Sprachen, die aus der gleichen Sprachfamilie wie die eigene Muttersprache stammen, lernen Sprachschüler in der Regel leichter.
Wie leicht oder schwer eine Sprache zu erlernen ist, hat zum einen mit den Strukturen einer Sprache zu tun, beispielsweise mit der Komplexität der Grammatik, dem Umfang von Wortschatz und Schriftzeichen sowie der Schwierigkeit der Aussprache. Zum anderen spielt aber auch die Ähnlichkeit mit den Strukturen der eigenen Muttersprache eine wesentliche Rolle, sagt der Sprachwissenschaftler Hans P. Krings. Je enger die Fremdsprache mit der Muttersprache verwandt sei, desto leichter falle in der Regel der Zugang, schreibt Krings in seinem Buch "Fremdsprachenlernen mit System". Deshalb sei das Lernen von Englisch als germanische Sprache für Deutschsprachige in der Regel leichter als Russisch, Finnisch oder Türkisch.
Zu einem ähnlichen Schluss kommt das "Foreign Service Institute" (FSI), das Trainingsinstitut des US-Außenministeriums. Aufgrund seiner langjähriger Erfahrung beim Sprachunterricht hat das FSI die Schwierigkeit von Fremdsprachen danach beurteilt, wie viele Wochen Unterricht englische Muttersprachler brauchen, um sich an Gesprächen flüssig beteiligen zu können. In der einfachsten Kategorie I führt das FSI Afrikaans, Dänisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Portugiesisch, Rumänisch, Schwedisch, Spanisch - wie Englisch alles Sprachen der indogermanischen Sprachfamilie. Unter Kategorie II läuft Französisch, während Deutsch interessanterweise gemeinsam mit Swahili, Indonesisch, Malaysisch in Kategorie III zu finden ist. Zu den am schwersten zu lernenden Sprachen zählten Arabisch, Chinesisch (Kantonesisch, Mandarin), Koreanisch und Japanisch.
Letzte Worte: Warum sterben Sprachen aus?
Dass manche tote Sprache, also eine Sprache, die niemand mehr als Muttersprache spricht, durchaus sehr lebendig sein kann, weiß jeder, der mit mehr oder weniger großer Begeisterung in der Latein-Stunde saß. Aber auch lebende Sprachen können aussterben - und zwar in rapidem Tempo. Australische Forschende mahnen, dass bis zum Ende des Jahrtausends bis zu 1.500 Sprachen verloren gehen könnten. "Ohne Intervention könnte sich der Sprachverlust innerhalb von 40 Jahren verdreifachen, wobei mindestens eine Sprache pro Monat verloren gehen wird", warnen die Wissenschaftler.
Der Grund dafür liegt allerdings nicht im Kontakt bedrohter Sprachen, beispielsweise jene der indigenen australischen Bevölkerung, mit Weltsprachen wie Englisch. Vielmehr spielen beim Aussterben von Sprachen - neben dem Bildungsniveau der Sprechenden - sozioökonomische Indikatoren, Umweltvariablen und auch die Infrastruktur vor Ort eine Rolle. Ein dichteres Straßennetz stehe ebenso in Beziehung zu einer höheren Gefährdung bedrohter Sprachen wie eine höhere durchschnittliche Anzahl von besuchten Schuljahren. Formale Bildung können damit auch zum Verlust der Sprachenvielfalt beitragen, sagen die Forschenden. Um den Verlust von Sprachen zu verhindern, seien unter anderem dringende Investitionen in die Sprachdokumentation und in zweisprachige Bildungsprogramme erforderlich.
Muttersprache: Fun facts rund um die deutsche Sprache
- Deutsch ist unaussprechlich (für Nichtdeutschsprechende)
Einer der größten Stolpersteine für Deutsch-Lernende sind laut Sprachlern-App "Babbel" phonetische Regeln. Besonders schwierig auszusprechen ist zum Beispiel das Phonem /ch/ in „Streichholzschächtelchen“ bzw. /ch/ und /ö/ in „Eichhörnchen“ oder „Brötchen“. Auch nicht einfach: Das /sch/ bzw. /st/ in "Schleswig-Holstein" bzw. /ch/ und /sch/ in "Schlittschuhlaufen" oder viele /ü/ in „Fünfhundertfünfundfünfzig“ oder auch „Rührei“ (schnelle Abfolge von /ü/ und /ei/).
- Deutsch ist gar nicht wortkarg
Laut „Duden“-Redaktion hat die deutsche Gegenwartssprache zwischen 300.000 und 500.000 Wörter. Im Durchschnitt benutzt ein Muttersprachler etwa 12.000 bis 16.000 Wörter, darunter sind rund 3.500 Fremdwörter. Zum Vergleich: Das moderne Chinesisch weist etwa 370.000 Wörter auf. Das Englische besitzt hingegen 620.000 Wörter.
- Deutsch ist exklusiv: Diese Worte gibt es nur im Deutschen
Eine ganze Reihe deutscher Worte hat Karriere gemacht. Unverändert und eigenständig werden sie in anderen Sprachen, etwa dem Englischen, genutzt und verstanden, weil es kein anderes Wort gibt beispielsweise für Kopfkino, Kummerspeck, Torschlusspanik, Vorfreude, Wanderlust, Weltschmerz, Zeitgeist und Zugzwang.
- Deutscher Buchstabensalat
Sprachjongleure aufgepasst: Kein deutsches Wort verfügt über mehr als fünf Vokale (z.B. „Bioeier“ oder „Treueeid“) oder acht Konsonanten ("Angstschweiß" oder „Glückwunschschreiben“) hintereinander. Die längsten Palindrome im Deutschen (Worte, die man vorwärts und rückwärts lesen kann) lauten „Lagerregal“, „Reittier“ und „Rentner“.
- Deutsch ist laaaaaaaaang
Durch die Zusammensetzung von Substantiven (Hauptwörtern) im Deutschen, sogenannten Komposita, können theoretisch unbegrenzt lange Worte immer wieder neu entstehen. Das führt mitunter zu unerhört langen Bandwurmwörtern. Das längste deutsche Wort im Duden besitzt 44 Buchstaben (ohne Bindestrich) und lautete „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ gefolgt von "Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung" mit 36 Buchstaben. Das offiziell längste deutsche Wort in einem Gesetz tauchte 1999 in einem Gesetzestext zum Schutz der Verbraucher vor der Rinderseuche auf. Es lautete: „Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungs-gesetz“ und umfasste 63 Buchstaben. Das längste deutsche Wort laut „Guinness-Book of Records“ ist übrigens „Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbau-unternehmenbeamtengesellschaft“.
- Deutsche Artikel sind vertrackt
Deutsch hat drei Artikel ("der", "die", "das"). Das ist schon kompliziert genug, schließlich hat Englisch nur einen Artikel ("the") und Französisch beispielsweise nur zwei ("le", "la"). Zusätzlich gibt es aber im Deutschen auch noch eine ganze Reihe von Worten, deren Bedeutung sich ändert, wenn man die Artikel tauscht:
der Weizen - das Weizen
das Korn - der Korn
die Paprika - der Paprika (Gewürz)
der Moment - das Moment
das Maß - die Maß
der Bund - das Bund
der Verdienst - das Verdienst
Noch komplizierter wird es mitunter beim Bilden von Einzahl und Mehrzahl-Formen, wenn die Einzahl verschiedener Begriffe gleich (Homonyme), die jeweiligen Mehrzahl-Formen aber anders gebildet wird:
die Bank - die Banken / die Bank - die Bänke
die Leiter - die Leitern / der Leiter - die Leiter
das Band - die Bänder / der Band - die Bände
der Kiefer - die Kiefer / die Kiefer - die Kiefern
Nachfrage: "Häh" gibt‘s in jeder Sprache!
Nicht schön und auch nicht besonders höflich, aber dafür absolut universell ist das kleine Wörtchen "Häh?" (englisch geschrieben: "Huh?"). Das haben Forscher um den Linguisten Mark Dingemanse vom Max Planck-Institute für Psycholinguistik bei der Analyse von Alltagsgesprächen herausgefunden.Demnach sei "Häh" ein Wort, dass von Kindern erst gelernt werden und bewusst zur Kommunikation eingesetzt werden müsse, zugleich aber fast überall auf der Welt gleich gesprochen und verstanden werde. In 31 von den Wissenschaftlern untersuchten Sprachen von Englisch über Mandarin bis hin zu Murriny Patha, einer Sprache der Aborigines, gebrauchen Menschen einen ähnlichen Laut, um ihrem Gegenüber zu signalisieren, dass sie ihn nicht verstanden haben.
Was Sprache kann: Die Macht der Worte
Quellen und Sendungen: Mehr Inhalte zur menschlichen Sprache
- "Die Macht der Sprache": Planet Wissen, ARD alpha, 07.12.2023, 13.30 Uhr
- "Sprachwunder Mensch - Macht und Weiterentwicklung der Kommunikation": Planet Wissen, ARD alpha, 18.11.2023, 15.00 Uhr
- "Sprachen, die überleben wollen: Wie spricht die Welt von morgen?" IQ - Wissenschaft und Forschung, 24.10.2023, 18.05 Uhr
- "Mein Körper. Meine Worte. Sprachwunder Mensch": ARD Wissen, Das Erste, 22.05.2023, 22.50 Uhr
- "Sprachwunder Mensch - Macht und Weiterentwicklung der Kommunikation": Planet Wissen, ARD alpha, 22.05.2022, 13.30 Uhr
- "So lernt man Sprache": Planet Wissen, WDR, 18.01.2022, 10.55 Uhr
- "Sozusagen": Bayern 2, BR, freitags, 15.20 Uhr
- "Sprache - wie wir sie und sie uns verändert": alpha-thema, ARD alpha, 24.08.2022, 21.45 Uhr
- "Gendergerechte Sprache": alles wissen, HR, 10.11.2022, 20.15 Uhr
- Evolution: Wie ist die menschliche Sprache entstanden? (SWR Wissen)
- Kehlkopf und Stimme: Was uns zu sprechenden Menschen macht (ARD alpha)
- Affen kommunizieren, Menschen haben Sprache (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften)
- Studie zur Neuinterpretation der sprachlichen Fähigkeiten der Neandertaler (frontiersin.org)
- Studie zur molekularen Evolution von FOXP2, einem Gen, das an Sprechen und Sprache beteiligt ist (nature.com)
- Studie zur Prägung der Schreimelodie von Neugeborenen durch ihre Muttersprache (cell.com)
Author: Jon Smith
Last Updated: 1703184961
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